Hallo liebe Subaristi,
dieser Newsletter wird gewiss etwas textlastig. Grund dafür sind einige ziemlich relevante Dinge, die im Oktober in der Subaruwelt stattgefunden haben. Vorrangig geht es um die Themen “Decarbonisierung” und “Elektrifizierung”. Ja, ich weiß, dass diese Themen vielleicht nicht zu den Favoriten der Subaru Fans gehören, aber für Subaruverhältnisse sind im Oktober einige wirklich spannende Dinge passiert.
Beginnen wollen wir mit einem neuem Subaru Modell – beziehungsweise mit einer weiteren Modellvariante, welche am 17.10.2024 in Japan vorgestellt wurde. Der Subaru Crosstrek strong Hybrid.
Bild oben: neuer Subaru Crosstrek Strom Hybrid (Bild Subaru Japan)
Dieses Modell, das ab Dezember 2024 in Japan erhältlich sein wird, ist der Start der nächsten E-Boxer Generation, welche in Deutschland ja fester Bestandteil der 2,0 Ltr. Variante in Impreza, Crosstrek und Forester ist und sich mehr als bewährt hat. Kritisiert wurde jedoch oft, dass die erste Generation Crosstrek “zu wenig” Hybrid sei. Zu recht, denn bei der 1. Generation E-Boxer handelt es sich ja um einen “Mild Hybrid”.
Das ändert sich nun. Was bei Toyota ein “Vollhybrid” ist, nennt sich bei Subaru nun strong Hybrid. Zur Einordnung: Strong Hybrid bedeutet NICHT “PHEV’ – also ein Fahrzeug, das über einen Stromanschluss verfügt. So etwas gab es in den USA ja schon beim Vorgänger des Crosstreks. Während der US Crosstrek aus den Komponenten des Toyota Hybrid Systems und eines eigenes von Subaru entwickelten AWD Getriebes (mit MG 1 und MG 2, MG = Motorgenerator) bestand, geht Subaru mit dem Strong Hybrid einen eigenständigen Weg.
Das Toyota System ist ein sog “leistungsverzweigtes” Hybridsystem. Das bedeutet, dass alle 3 Motoren (der Verbrenner, der Motorgenerator 1 und der Motorgenerator 2) via Planetenradgetriebe miteinander gemischt wurden.
Das Subaru System ist ein serielles/paralleles Hybrid System, welches aus einem Verbrenner, einem Motor/Generator und einem eigenen Elektromotor besteht. Zusammengeführt wird das ganze nicht wie bei Toyota mit einem Planetenradgetriebe (das steckt in jedem konventionellem Automatikgetriebe) sondern über die Subaru Lineatronik.
Bild oben: An dem bewährten und geschätzten Subaru Antriebslayout ändert sich auch bei der Strong Hybrid Version nichts (Bild Subaru Japan).
Vorteil der Subaru Lösung ist, dass es nicht nur einen Gang in der Übersetzung gibt, sondern wie gewohnt unzählige Gänge über die Lineatronik. Was bedeutet das in der Praxis? Der Subaru ist dadurch deutlich spritziger und akustisch komfortabler als das Toyota Hybrid System (kann ich bestätigen). Nachteil? Ja, es ist dadurch nicht ganz so effizient wie das leistungsverzweigte Toyota Hybridsystem. Das ganze steckt in dem Lineatronik Getriebe, sodass sich an der Subaru Antriebsarchitektur (symmetrischer AWD) nichts ändert.
Verfügte die 1. Generation E-Boxer noch über einen 118 Volt Lithium Akku mit 0,6 KWH Kapazität, so sind es bei der 2. Generation 288 Volt und 1,1 KWH. Auch die elektrische Leistung und das Drehmoment sind deutlich gestiegen. In der 1. Generation sind es beim E-Boxer 12,3 KW(16,7 PS) und 66 NM. Beim Strong Hybrid sind es beachtliche 88 KW (120 PS) und 270 NM. Das ist gefühlt etwas völlig anderes. Subaru gibt übrigens keine Systemleistung an (auch wenn es im Prospekt klasse klingt, dass es theoretisch errechnete 153 KW/208 PS wären), sondern belässt es bei den Leistungsangaben, die auch nachher in der Zulassungsbecheinigung stehen.
Bei der 1. Generation E-Boxer wurde oft das zu kleine Tankvolumen von 48 Ltr. kritisiert. Die Kraftstoffersparnis der ersten Generation ist leider nicht groß genug. um die reduzierte Tankkapazitat (von 60 Ltr. auf 48 Liter) in Sachen Reichweite zu kompensieren.
Bild oben: Antriebslayout der 2. E-Boxer Generation (Bild Subaru Japan)
Der neue Strong Hybrid hat dagegen einen 63 Liter Tank und lt. Subaru WLTP beträgt die Reichweite mit einer Tankfüllung über 1000 Kilometer!!! Das ist für ein Subaru wirklich ein Quantensprung.
Was tut sich beim Boxer in der 2. E-Boxer Generation? Zum Einsatz kommt im Crosstrek der 2,5 Ltr. FB Boxer. Dieser ist gegenüber der Variante wie er z.B. im Subaru Outback in Deutschland steckt zugunsten eines besseren Drehmomentverlaufes etwas leistungsreduziert. Statt 124 KW (169 PS) leistet er im Strong Hybrid 118 KW und 160 PS. Der Grund, warum der FB25 und nicht der neuere FA24 zum Einsatz kommt ist simpel. Der FB25 ist ein Saugrohreinspritzer und kein Direkteinspritzmotor. Dadurch kommt der FB25 ohne Partikelfilter aus, welcher ja auch einen gewissen Einfluss auf die Effizienz und den Kraftstoffverbrauch hat.
Bilden oben: In der 2. E-Boxer Generation links das Powermeter statt Drehzahlmesser (Bild: Subaru Japan)
Die o.g. Spezifikationen gelten natürlich für das japanische Modell. Ich denke, es wird aber nicht mehr so lange dauern, bis der neue Subaru Crosstrek Strong Hybrid auch seinen Weg nach Europa finden wird.
Die Freunde des Subaru Outback und Subaru Forester werden sich nun mit Sicherheit fragen, warum Subaru diese neue Technik im kleinsten Subaru SUV einführt. Das kann ebenfalls einfach beantwortet werden. Das Strong Hybrid System wird eine geringere Anhängelast (Werte sind leider noch nicht bekannt) haben, als das E-Boxer Konzept der 1. Generation. Ein Forester oder ein Outback werden aber bei den Kunden gerade wegen der höhen Anhängelast (bis 2.200 kg) gekauft, während der Crostrek die Anhängerkupplung fast ausschließlich zum Fahrradtransport benutzt und die Anhängelast bei diesem Modell keine allzu große Rolle spielt.
Ich persönlich freue mich über diesen Entwicklungsschritt zur zweiten E-Boxer Generation. Ein Subaru, dessen echter Durchschnittssverbrauch mit einer 5 vor dem Komma beginnt, das ist ein riesen Schritt nach vorne.
Ein weiterer sehr großer Schritt in Sachen Connectivity und Multi Media (hat kein anderer Hersteller auf der Welt): Es gibt die Star Link Option in der japanischen Variante. Das Star Link Multimedia System von Subaru hat nicht nur Android oder Apple Connectivität sondern auch zu Musks Star Link System. Das ist neu.
Soviel zu den Subaru Modell News.
Nun folgt etwas, was mit Wirtschaft/Technik und der globalen Welt zu tun hat. Ich gebe zu, für jemanden der nicht wie ich aus der BWL Ecke kommt, vielleicht etwas dröge. Aber seid versichert, was jetzt kommt ist, was die Zukunft von Subaru anbelangt echt lesenswert.
Ende September/Anfang Oktober hat Subaru in Sachen Decarbonisierung, Elektrifizierung der Modellpalette, zukünftige BEV (Battery Electric Vehicle) die Weichen gestellt. Wie man derzeit in der Presse oder den sozialen Netzwerken mitbekommt, geht es äußerst turbulent im BEV Markt zu. VW kündigt Betriebsvereinbarungen und will Werke schließen, Audi ebenfalls, weil die BEV Modelle nicht laufen, Bei Ford in Köln wird seit über einem Jahr kein einziges Auto produziert (Nachdem man das Werk komplett auf die BEV Produktion umgestellt hat.) und selbst chinesische Marken liegen mit ihren Verkäufen ganz weit hinter dem Ziel zurück und einige haben sich schon aus Europa zurückgezogen. Dazu kommt der globale Rohstoffkampf und der Ausbau von Akku Fertigungswerken. Hier haben die Chinesen (CATL, BYD) und die Amerikaner (TESLA) mit gut 80% Weltmarktanteil die Hosen an.
Bei den anderen großen Autobauern kann da schon mal Nervosität aufkommen, da sie realisieren, dass man nun so ziemlich in gänzlicher Abhängigkeit von 2-3 Akkuherstellern steht.
Für Subaru ist das natürlich auch ein großes Problem, denn als einer der kleinsten Automobilproduzenten ist es umso schwieriger in diesem globalen Akku Haifischbecken neben den großen Autokonzernen zu vertretbaren Konditionen und der entsprechenden Planungssicherheit einzukaufen. Wie wir wissen ist das Wirtschaftsverhältnis zwischen China und Japan ein eh, sagen wir es höflich, schwieriges Verhältnis.
Subaru hat dieses Problem mit großem Weitblick nun pragmatisch gelöst.
Bild: Subaru Japan
SUBARU wird ein eigenständiger Akku Hersteller. Ja richtig gelesen. Die ganz großen in dem Business (Tesla und BYD) fertigen ihre Aktkuzellen selber, da sie das aufgrund ihrer Größe und Kapital schlichtweg können. Die ganzen anderen großen Hersteller (VW, Ford, BMW, Mercedes, etc.) haben keine eigene Akkuzellenfertigung auf der Agenda (höchstens Akkumontagewerke, in denen die fremd eingekauften Zellen zu einer BEV Traktionsbatterie zusammengefügt werden).
Subaru hat sich hier mit Panasonic zusammengetan und es wird ein Akkuzellenwerk in Oizumi, Präfektur Gunma gebaut, welches 2028 in Betrieb geht. Die Standortwahl ist kein Zufall, denn in Oizumi in der Präfektur Guam steht auch das neue Werk von Subaru, das ab 2025 an den Start gehen wird. Somit sind extrem kurze Lieferketten gewährleistet, welche sich nicht nur sehr stark auf den ökologischen Rucksack auswirken, sondern sehr kosteneffizient sind. Das ganze ist aber nicht nur ein kleines Jointventure Industrieverträgchen, sondern hat es, wie nachfolgendes Schaubild verdeutlicht in sich:
Bild oben: Investitionsvolumen japanischer Autobauer in aktuellen Werken.
Ja Ihr habt richtig gelesen. Der kleinste japanische Autobauer Subaru wird der größte Investor in Sachen Akkuzellenherstellung vor allen anderen japanischen Autobauern. Subaru Investiert hier tatsächlich fast das Doppelte von dem größten japanischen Autobauer Toyota.- das ganze sogar ohne Beteiligung von Toyota. Die größte Kapitalmenge bringt Panasonic selbst mit in diese Investition ein und der japanische Staat steigt mit Subventionen ein. Was auch gut ersichtlich ist: wie die japanische Autoindustrie sich gemeinsam abstimmt. Bevor einzelne Hersteller anfangen das gleiche zu tun, hat man sich abgestimmt, welcher Hersteller welche Akkutechnolgie fertigen wird. Subaru zusammen mit Panasonic zylindrische Lithiumionenakkus ab 08/2028, Toyota übernimmt die Feststoff, Semi Feststofftechnologie und Nissan übernimmt die LFP Technologie. Mazda hängt sich mit Panasonic an das Subaru Projekt. Die anderen japanischen Hersteller wie Honda, Suzuki, etc. werden Kunde bei den vorgenannten Firmen.
Wie ich finde, täte es der deutschen Automobilwirtschaft ebenfalls sehr gut, wenn man hier mehr kooperieren würde statt sich zu bekriegen. Selbst BMW hat erkannt, dass dieses offenbar unter den deutschen Kollegen nicht möglich ist und ist bei TOYOTA mit eingestiegen.
Zurück zur Subaru Akkuzellen Fertigung: Japan hat sehr wenig Lithium, das aktuell gefördert wird. Für Autogiganten wie Toyota ist es keine gute Idee aus den heimischen Lithiumvorräten Akkus zu fertigen, daher wenden sie sich der Feststoff Akku Generation zu, die ohne Lithium auskommt.
Japans wirtschaftlich förderbare Lithumvorkommen reichen für ca. 30 GW Akkuzellenfertigung pro Jahr, mehr nicht. Davon wird Subaru bis zu 20 GW Produktionskapazität übernehmen und Mazda 6,5 GW. Die Differenzmenge wird für die bereits seit Jahren vorhandene Lithiumakkufertigung verwendet, denn Smartphones, etc. brauchen ja auch so einen Akku.
Was sind im Subarufall 20 GW Akkuzellen Kapazität??? Einfache Antwort: Damit könnte man 285.714 Subaru Solterra pro Jahr bauen, oder aber 18.181.000 Subaru Strong Hybrid (bezogen auf die Akkukapazität der vorgenannten Modelle). 285.714 Elektroautos entsprechen rund 1/3 der aktuellen Subaru Gesamtproduktion. Das ist, wenn man solche Investitionen für die nächsten 15 Jahre plant und realisiert nicht viel und es wird deutlich, dass Subaru selbst davon ausgeht, dass in 10 – 15 Jahren max. 1/3 aller Subaru BEVs sein werden.
Zum Vergleich: Tesla fertigt 35 GW Akkuzellen pro Jahr, aber das in nun einem von Insgesamt 6 Werken. Alle zusammen liegen derzeit bei rund 100 GW Kapazität.
Subaru wird also seine Zellen mit Rohstoffen aus Japan in Japan für seine japanische Produktion produzieren. Das ist nicht nur sehr nachhaltig, es ist vor allem effizient. Die Zellen entsprechen der Baugröße den üblichen Industrienormen, der Aufbau soll aber auf vereinfachtes Recycling ausgelegt sein. Aufgrund der Rohstoffknappheit will Subaru nämlich auf jeden Fall die Zellen zurückhaben.
Für so ein Kreislaufsystem brauchten die gar nichts Eigenes erfinden. Japan hat sich kurzerhand an das in der EU seit Mai 2024 geltende BattG2009/2 drangehangen und nimmt freiwillig an dem EAR System teil, das ab 2026 in der EU verpflichtend wird. EAR bedeutet: Elektro Altgeräte Register. 2004 in Deutschland als Stiftung gegründet, um jeden Akku dank einer Serien Nr., wie eine Fahrgestell Nr. beim Auto, über den gesamten Lifecycle zu verfolgen und zu gewährleisten, dass der Akku zurück zum Hersteller kommt.
Was passiert nach dem Subaru Solterra, der ja eine Gemeinschaftsentwicklung mit Toyota ist, bei Toyota produziert wird und auch eine eigenständige Plattform besitzt, die eine völlig andere ist als die Subaru Global Plattform darstellt?
Verbindliches gibt es hierzu aktuell natürlich nichts. Ich traue mich aber mal die Inhalte aus geführten Gesprächen unverbindlich nach eigener Fantasie zusammenzufassen:
Subaru weiß, dass sich bestehende, globale Bestseller wie der Subaru Forester oder Subaru Outback auf keinen Fall 1 : 1 einfach durch einen elektrischen Subaru ersetzen lassen. Dazu sind die Anwendungsgebiete dieser Fahrzeuge nicht wirklich für eine vollständige Elektrifizierung geeignet. Andere Hersteller sind mit solchen Versuchen bereits kräftig auf die Nase gefallen und rudern nun ganz, ganz schnell zurück (siehe VW: ID 3 soll den Golf ersetzen, Mercedes: Die nächste E-Klasse wird rein elektrisch).
Subaru wird neue Modelle bringen, die auf die Elektroantriebe als Nische zugeschnitten sind. Und ja, ich glaube an diese Studie.
Bild oben: Subarus Studie eines kompakten Elektro Sportlers (Bild Subaru Japan)
Also nicht an die Optik, sondern an das Konzept. Einen Subaru BRZ 3 wird es nicht geben. Es ist Subaru Tradition, dass eine neue Sport Coupe Generation stets technologisch etwas völlig anderes war. Ich behaupte frech, das wird Subarus nächstes, eigenständiges BEV. Sagen wir mal so ab Anfang 2028. Hier macht es Sinn. Ein Subaru BRZ Fahrer hat sich noch nie über mangelnde Reichweite beschwert. Ein paar schnelle Runden auf der Nordschleife reichen. Ein schöner Landstraßenritt an sonnigen Wochenenden, nichts lieber als das. Maximale Höchstgeschwindigkeit? Uninteressant. 0-100 km/h, unwichtig. Es geht nur um Fahrspaß und um das breite Grinsen im Gesicht. Subaru sagte bei der Vorstellung der Studie, dass dieser Flitzer unter 1.500 kg bleiben soll und man eher mit einem kleinen, aber sehr leistungsstarken Akku rechnen wird. 200 km Reichweite? Das passt zu einem “Motorrad mit 4 Rädern” . Ein solches Fahrzeug kann auf der aktuellen Subaru Global Plattform gefertigt werden, denn diese SGP kann Verbrenner, Hybrid und BEV. Somit können Verbrenner, Hybride und Elektroautos in den Subaru Werken auf einer Linie gefertigt werden (was noch kein anderer Hersteller gemacht hat). Wenn so etwas dann für 50.000 € am Start ist……, warten wir es ab.
Des Weiteren werden die Strong Hybrid Modelle weiter ausgebaut (Impreza, S4 – nur Japan) und dafür braucht es ebenfalls Akkuzellen Kapazität. Darüber hinaus stehen andere japanische Hersteller als Abnehmer (Kunden) in den Startlöchern.
So, ich hoffe, diese Hintergrundinfos waren interessant für euch. Gebt mir gerne eine Rückmeldung ob euch solche Stories hinter der Story auch interessieren.
Herzlichst
euer
Sven